Mere Saamne Waali Khidki – Padosan (1968)

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( (C) Ultra India)

Der Mann ist ein netter Kerl, aber eher einfach gestrickt. Als er sich in die kapriziöse Nachbarin verguckt, die er täglich am Fenster gegenüber sieht, ist er schnell am Ende seiner Flirtkapazitäten angelangt. Er will ihr ein Ständchen bringen, aber leider singt er wie ein wiehernder Esel. Da muss der Leiter seiner Theatergruppe helfen. Er leiht dem Mann seine Stimme, damit er die Frau von nebenan anhimmeln kann. Und siehe da, die Serenade bleibt nicht ohne Wirkung: Die Herzdame ist auf einmal interessiert.

Das klingt verdächtig nach Cyrano de Bergerac, einem Versdrama von Edmond Rostand, das inzwischen unzählige Male aufgeführt und verfilmt worden ist. Im Fernsehen lief in den Siebzigern eine Aufzeichnung aus dem Thalia-Theater, Boy Gobert duellierte sich mit angeklebter Riesennase, später brillierte Gérard Depardieu als Säbelrassler und Worterfinder, dessen große Liebe unerfüllt bleibt.

Aber hier sind wir in Indien, und in der Bollywood-Version geht es nicht um das „gefühlvolle Monster“ Cyrano, sondern um die Wirrungen der romantischen Komödie, um Bhola (Sunil Dutt) und Bindu (Saira Banu), die zueinander finden sollen. Weiterlesen

Bloggen 96 #5

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Die fünfte Ausgabe meiner Kolumne von 1996 ist die umfangreichste von allen, eine Reportage über eine Reise nach Nordportugal in sechs Teilen, mit Traumsequenz und absurden Untertönen, zum Beispiel einer eingescannten Pinkelquittung aus Porto oder einem Test der Pastelerias in dem kleinen Urlaubsort, in dem ich mit meiner damaligen Freundin landete. Zwanzig Jahre später unterstricht das Präsens des Textes noch deutlicher, wie lange das alles her ist. Besonders das eingescannte Bild einer zangengelochten Eisenbahnfahrkarte wirkt wie ein Gruß aus einem fernen Zeitalter.

Ein oder zwei Links sind aktualisiert, denn natürlich gab es 1996 Youtube noch nicht, und irgendwie bin ich enttäuscht, dass es auch zwanzig Jahre später noch kein Plug-In für Gerüche gibt.

Aber lesen Sie selbst: Internet-Kolumne # 5 „Frauen trösten: 167 Punkte“ – November 1996

 

One, Two, Three, Baby – Kismat (1969)

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(Gute-Laune-Bolzen Österreich: Peter Alexander [m. Caterina Valente]
© CCC-Film, Artur Brauner)

An quasi jedem gottverdammten Sonntagnachmittag in meiner Jugend liefen Schlagerfilme im Fernsehen, und an jedem zweiten gottverdammten Sonntagnachmittag spielte Peter Alexander darin die Hauptrolle. In Filmen wie Das weiße Rössl am Wolfgangsee oder Liebe, Tanz und 1000 Schlager gab er den ewig gut gelauten Sonnyboy und Schwiegermutterliebling, der mit enervierendem Wiener Schmäh Schnulzen sang. Weil Peter Alexander ein Liebling der Fernsehnation war, und seine jährlichen Shows Quoten von bis zu 79 Prozent erreichten, war er mir von Anfang an suspekt. Schon als Zwölfjähriger, so bilde ich mir jedenfalls gerne ein, stellte ich mir die Frage, ob Peter Alexander nicht auch mal schlechte Laune haben, ob ein Mensch wie er nicht irgendwann vor guter Laune platzen müsse. Auf diese Frage gab es nie eine Antwort, denn Peter Alexander war ebenso notorisch gut gelaunt wie diskret, was sein Privatleben anging.

Aber das ist lange her, sonntags gucke ich nachmittags fast nie Fernsehen und also ist Peter Alexander Geschichte. Doch dann sah ich arglos Kismat, einen Bollywoodfilm, der eine ziemlich schwachsinnige Handlung hat, wenn man das, was da passiert, überhaupt  Handlung nennen kann: Musiker Vicky (Biswajeet) führt ahnungslos einen Mikrofilm mit brisanten Informationen in seiner Gitarre spazieren und wird deshalb von Gangstern gejagt. Auf der Flucht trifft er eine verwöhnte junge Frau (Babita Kapoor), die von zuhause abgehauen ist. Weiterlesen