„I’m only the story of a moment“ – Poets‘ readings in Bollywood Movies

As a writer of prose and poetry, I am naturally interested how poet’s readings are portrayed in Bollywood. Basically, they are portrayed as musical numbers, but usually with reduced musical arrangements and no dancing choreography. The film which brought that to my attention  is „Kabhie Kabhie“(1976). I watched Amitabh Bachchan think up some poetic lines on a walk and read it voice-over, then step in front of the mike and perform „Main pal do pal“ to an enthusiastic audience divided into women sitting left and men right, the added attraction is Rakhee Gulzar making advances to the poet while Amitabh sang of the fleeting moment of poetry.

Readings of Urdu poetry are called shayari, and the  divison between men and women seems to have a long tradition. In a very interesting article in The Guardian, the author states that Urdu poetry and shayaris have become political instruments against rising Hindu nationalism in India, but by excluding women as poets they  have an aspect that is „stuck in the past“. Weiterlesen

Bloggen 97 # 2

Letzte Runde in der Rückschau auf meine Blogbeiträge von vor zwanzig Jahren: Lange bevor mich der Bollywood-Virus packte, stieß ich auf das Hongkong-Kino und seine frenetische Produktion kurz vor der Rückgabe der Kronkolonie an die Chinesen. Ich habe das Hongkong-Kino seither aus den Augen verloren, habe aber den Eindruck, dass es den Weggang von Regisseuren wie John Woo oder Stars wie Jackie Chan und Chow Yun Fat nie ganz verkraftet hat.
Auch der letzte Beitrag aus meinem damaligen Blog ist konsequent im handgedengelten Tabellendesign mit knallbunten Hintergrund gehalten. Alle Originallinks sind längs obsolet, aber immer noch weckt die Lektüre Erinnerungen an eine Doku im Fernsehen, in der man Regisseur Tsui Hark sah, der noch einem 18-Stunden-Tag einfach irgendwo im Studio ein paar Stunden auf einer Couch einschlief und dann weitermachte wie der Duracell-Hase. Inzwischen scheint er sein Arbeitstempo etwas gemäßigt zu haben. Weiterlesen

Amar Akbar Anthony (1977)

AnthonyGonsalvesAmitabh Bachchan als Anthony Gonsalves ((c) Shemaroo Entertainment)

Die Post brachte mir vor einigen Jahren ein Paket mit Bollywoodfilmen. Aus Neugier startete ich einen von ihnen, um mir die ersten zehn Minuten anzusehen. Knapp drei Stunden später machte ich den DVD-Player aus. Das war der Tag, an dem ich Amar Akbar Anthony sah.

Wenige Bollywoodfilme haben mir so durchgehend Spaß gemacht wie diese rasante Geschichte über drei Brüder, die als Kinder getrennt werden und sich erst viel, viel später wiederfinden, obwohl sie quasi alle in derselben Nachbarschaft wohnen. Denn auf die ohnehin hohe Schicksals- und Tragödiendichte des indischen Kinos setzt dieser Film noch eins drauf, so dass ein absurder Effekt entsteht: Der Film ist quasi schon die Parodie des Bollywood-Familienmelodramas, aber er lässt den Zuschauer dennoch mit offenem Mund zurück. Regisseur Manmohan Desai ist der Erfinder der masala movies, der wilden Mischung von unterschiedlichen Genres, und Amar Akbar Anthony ist eines seiner Meisterstücke.

Weiterlesen

Aus den Annalen des Schwarz-Weißen James I

vlcsnap-error455

Frau vor Stromschnellen (Shakila in Ustadon ke Ustad, 1963, ((C) Shemaroo)

In der Musik-Ära vor Spotify waren Sampler ein fabelhafter Weg, neue Musik zu entdecken. Würde ich den fabelhaften Song „Vaults“ der norwegischen Band Mount Washington kennen, wenn nicht das Label der Band, Glitterhouse, einen Gratis-Sampler veröffentlicht hätte? Wie hätte ich Was (not Was) oder Material entdecken können, wenn nicht auf Mutant Disco, neulich wiedergehört/wiedergekauft? Oder das abstruseste, genialste Meisterwerk aller Sampler, Miniatures von Morgan Fisher, das 37 Jahre nach seiner Veröffentlichung ein beeindruckendes Nachleben im Netz entwickelt hat?

Sampler boten die fabelhafte Chance, alles mal Probe zu hören und etwas Neues zu entdecken. Die indische Variation des Samplergedankens sind Sampler mit Songclips. Das sind oft Kompilationen aktueller Hits als Video, oder ein Best of eines Playbacksängers. Oder die schönsten Songs eines bestimmten Schauspielers. Wer also alle Hits von Shammi Kapoor haben möchte, wird meistens fündig.

Ich wurde auch fündig, bei einem Sampler mit schwarzweißen Songclips: Black And White Gems. Irgendwer in der Postproduktion scheint das mit den Juwelen nicht verstanden zu haben, denn mein Computer zeigt immer „blackandwhitejames“ an, wenn ich die DVD einlege. In der Sammlung des schwarzweißen James  fand sich dieser Song: Weiterlesen

Lata Mangeshkar – ein Portrait in Song-Clips

(Foto: ndtv.com)

Lata Mangeshkar

Sie ist die bekannteste Playbacksängerin Bollywoods, und weil sie inzwischen fast 88 Jahre alt ist, nennen (vor allem die älteren) Bollywoodfans sie voller Respekt und Zuneigung „Lata-ji“. Ihre Karriere umspannt fast die gesamte Zeit des Bollywoodfilms von der Unabhängigkeit 1947 bis heute.

Geboren wurde sie 1929 in Madhya Pradesh, und seit den Vierzigern nimmt sie Songs für Filme auf.  Quasi im Alleingang etablierte sie die hohe Frauenstimme für die jungfräulichen Heldinnen der Filme und lief allen anderen Sängerinnen der Zeit den Rang ab, auf jeden Fall, was die Popularität angeht. Aufgenommen hat sie zahllose Songs, von daher ist jede Auswahl notwendigerweise subjektiv wie diskutabel. Weiterlesen

Anarkali geht in die Disco – Malaika Arora

Als ich 2012 in Indien war, lief ein Song auf allen Videokanälen rauf und runter: „Anarkali Disco Chali“. Es war einer der zwei Songs, die Werbung für den Film Housefull 2 machen sollten. Den ganzen Film habe ich nie gesehen, er war wohl ziemlich erfolgreich, fiel aber bei der Kritik durch. Aber die Nummer mochte ich, mit ihrer stampfigen Musik und einer Hauptdarstellerin, die in klassischer Manier in drei oder vier verschiedenen Outfits tanzte.

Sie heißt Malaika Arora, und ihr  verdanke ich eine neue englische Vokabel. Oomphy  könnte man mit „schwungvoll“ oder „peppig“ übersetzen, so wurden die Tanzbewegungen von Malaika Arora genannt. Sie hält eine Tradition aufrecht, die sich eigentlich schon aus dem Bollywoodfilm verabschiedet hat: die Item Number. Früher mussten die Heldinnen in Bollywood bis zum Finale jungfräulich bleiben und durften deshalb keine verruchten Tänze an verrufenen Orten absolvieren. Damit das Publikum aber doch genug Sex-Appeal zu sehen bekam, war der Vamp zuständig, der im Film nie einen Mann abkriegte, sondern sich allerhöchstens vorm Finale für den Helden opfern durfte. Weiterlesen

Augen verdrehen

vlcsnap-error622
(Dev Anand und Nutan in „Dil Ka Bhanwar“, Tere Ghar Ke Samne, 1963- (C) Shemaroo Entertainment)

Das Qtub Minar ist ein Minarettturm in New Delhi und wurde schon im 13. Jahrhundert gebaut. Es ist rund 72 Meter hoch, sicher kein leichter Job für den Muezzin, der dort regelmäßig hinaufsteigen musste. Sehr beeindruckend, davor zu stehen, der Turm ist am Fuß massive 13 Meter breit. Man kann das Bauwerk heute nicht mehr besteigen, nach einem Stromausfall 1981 kam es zu einer Massenpanik, bei der 45 Menschen starben. Seitdem ist der Zugang gesperrt.

Doch 1963 war er noch ein beliebtes Ausflugsziel, und so besteigt in Tere Ghar Ke Samne („Vor deinem Haus“) der aufstrebende Architekt Rakesh Kumar (Dev Anand) mit Sulekha (Nutan) den Turm. Sie ist die Tochter seines Auftraggebers, er genießt mit ihr die Aussicht und entdeckt romantische Gefühle für sie.

Weiterlesen

Paan Singh Tomar – (2012)

paan-singh-tomar-2012-movieimg
(Kinoposter Paan Singh Tomar, (c) UTV)

Ein gefeierter indischer Hürdenläufer wird ein gefürchteter Bandit. Das klingt auf den ersten Blick  bizarr, beruht aber auf einer wahren Geschichte.

Paan Singh Tomar wurde 1932 in einem kleinen Dorf im Bundesstaat Madhya Pradesh geboren. Er diente in der indischen Armee, dort wurde sein Talent zum Laufen entdeckt. Er gewann siebenmal in Folge die indischen Meisterschaften, trat bei den Asienspielen an und hielt sechzehn Jahre den indischen Hürdenrekord. Als er von einer Landfehde in seiner Familie hörte, beendete er seine Sportkarriere, quittierte den Dienst in der Armee und kehrte 1972 in sein Heimatdorf zurück.

Nach vergeblichen Vermittlungsversuchen von Tomar eskalierte die Fehde, Tomar tötete mehrere Mitglieder der opponierenden Familie und wurde zum Banditen, der seine Bande militärisch organisierte und mit Entführungen und Lösegeld finanzierte. Weiterlesen

Üppige Sehnsucht – Talash (1969)

talash-helen_karle-pyar-karle-1

(Ein tanzender Flamingo bringt Herren in Verlegenheit; Helen in Talash (c) Shemaroo Entertainment)

Ist dies eine tragische Geschichte? Der möglicherweise tragische Held ist zugleich Komiker, und er heißt O.P. Ralhan. Er war Schauspieler, Autor und Regisseur, und der Beitrag soll an ihn erinnern, denn er starb vor genau zwanzig Jahren, am 12. Januar 1997. Das ansonsten recht geschwätzige Internet nennt „Indien“ als Geburts- und Sterbeort, schweigt sich aber darüber aus, wo genau und woran er gestorben ist. Auch sonst findet man im Netz überraschend wenig über ihn.

Doch hat er bei einigen Filmen Regie geführt, und einer von ihnen verkörpert mich wie wenige andere das Grandiose und die Schwächen des klassischen Bollywoodfilms: Talash (Sehnsucht) von 1969. O.P. Ralhan führte nicht nur Regie, er produzierte den Film auch und schrieb das Drehbuch. Talash handelt von Rajkumar

Weiterlesen

Bloggen 97 # 1

bloggen97-1

Der Text von März 1997 ist eine Zeitkapsel zum Poetry Slam „Hamburg ist Slamburg“, der in diesem Monat sein zwanzigstes Jubiläum feiert.

Das große Jubiläumsbuhei findet am 31. Januar 2017 im Nochtspeicher in Hamburg statt (hier die Veranstaltungsseite auf Facebook), den ersten Slam gab’s am 28. Januar 1997 in der Kleinkünstbühne fools garden, und seither 220mal am letzten Dienstag des Monats (außer Dezember). Von 2001 bis Sommer 2013 hatte der Slam seine Heimat im Molotow auf dem Spielbudenplatz. Slamburg war der vierte Slam, der in Deutschland aufmachte (nach Berlin, München und Düsseldorf). Damals war ich noch als Dichter dabei, nach meiner eigenen Zählung startete ich bei elf Slams in den Jahren 97 und 98. Ende 1998 lud mich Tina Uebel ein, mit ihr zu moderieren, nachdem ihr erster Partner Boris Preckwitz Hamburg in Richtung Berlin verlassen hatte.

Der Text „Bossa Nova“ war meine persönliche Antwort auf das Desaster meines Auftritts bei der Slamburg-Premiere, wo ich mit einem stillen Text über einen alten Mann, der am Grab seiner Frau steht, sang- und klanglos unterging. Ich schrieb den Text am Nachmittag des Februar-Slams (25. Februar 1997), las ihn abends aus einer grünen Chinakladde vor, wurde Dritter und bekam meine erste Slamburg-Ponyschleife. Ich kam noch mehrmals unter die Top 3, die eine Schleife bekommen, aber gewonnen habe ich nie.

Damals wurden noch zwei der fünf Juroren von den Moderatoren geladen und saßen mit auf der Bühne (daher die entsprechende Anspielung auf die „Ausstrahlung im Arsch“). Und damals waren auch noch keine Requisiten verboten, weshalb ich tatsächlich eine Casio-Orgel für 35 Mark zum Einsatz brachte.

Bereit für eine weitere Zeitreise? Los geht’s:
Internet-Kolumne # 7 „Bossa Nova…“ – März 1997

Eine Sammlung meiner Slam-Texte gibt es bei Book on Demand unter dem Titel „Männer. Frauen. Essen.“